„Sich als Mann oder Frau fühlen“ ist eins von dreizehn ABEDLs ("Aktivitäten, Beziehungen und existenzielle Erfahrungen des Lebens") aus Monika Krohwinkels Pflegemodell. Das ABEDL "Sich als Mann oder Frau fühlen" bezieht sich vor allem auf die persönliche Erfahrung der Geschlechtsidentität und die damit verbundenen Bedürfnisse. Es geht um das Gefühl der Zugehörigkeit und des Wohlbefindens sowie die Freiheit, sich entsprechend äußern und verhalten zu können. Dieses ABEDL kommt leider im hektischen Pflegealltag viel zu kurz. Daher gab es am RBB Müritz ein Projekt, dass das ABEDL „Sich als Mann oder Frau fühlen“ in den Fokus pflegerischen Handelns setzte.
Im Projekt "Sich als Mann oder Frau fühlen" durften die SchülerInnen sich gegenseitig Schminken und auch Frisieren. Viele hilfe- und pflegebedürftige Menschen haben ihr Leben lang Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild gelegt. Ein Verlust dieser Gewohnheit kann u.a. das Gefühl der Selbstbestimmung und Identität beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, dass Pflegefachkräfte auch für solche, oft als unwichtig abgetanen, Pflegehandlungen sensibilisiert werden.
Ein weiterer Projektschwerpunkt war das Wohlbefinden von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen. Die PflegeschülerInnen wurden zu immobilen, blinden PatientInnen bzw. BewohnerInnen. Damit verbunden, hatten Sie offiziell von ihren LehrerInnen die Erlaubnis bekommen, 2 Stunden im Unterricht zu schlafen. Voraussetzung war aber, dass sie sich weder bewegen, noch verbal äußern. In der Zwischenzeit simulierten die Lehrerinnen das Verhalten von Pflegefachkräften, die auf Station oder im Wohnbereich arbeiten. Dabei wurden die PflegeschülerInnen umgelagert, Verbände wurden angelegt, Vitalzeichen wurden gemessen, das legen eines periphervenösen Zugangs und die Blutentnahme simuliert, ohne vorherige Ankündigung der Maßnahmen. Das Highlight war dann das laute Abspielen von Schlagermusik. Die PflegeschülerInnen sollten erfahren, wie es sich anfühlt keine Kontrolle über seinen eigenen Körper und sein Leben mehr zu haben und wie schnell das Wohlbefinden beeinträchtigt werden kann.